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11 Juni

01.06.11  


Ich studiere die Karte von Süditalien für unsere Motivsuch-Reise am Freitag. Trotz GoogleMaps und Navigationsgerät fühle ich mich damit wohler.

02.06.11   In der New York Times (LINK) schreibt ein Kommentator auf Grund der Einspielergebnisse vor allem von "Piraten der Karibik", dass der ganze 3D-Hype in den USA schon wieder dabei ist zu zerfallen: “Audiences are very smart,” said Greg Foster, the president of Imax Filmed Entertainment. “When they smell something aspiring to be more than it is, they catch on very quickly.
Ich habe nie daran geglaubt und mit meinen Filmbudgets könnte ich, selbst wenn ich wollte, nicht davon träumen. Wim Wenders und Werner Herzog, die das offensichtlich anders sehen, mögen ruhig weiter 3D-Filme drehen. Anfang der 70er Jahre habe ich im ehemaligen MGM-Kino am Kurfürstendamm "Erdbeben" (LINK) gesehen. Um das für die Zuschauer möglichst hautnah erlebbar zu machen, wurde das Kino mit wackelnden Kinosesseln ausgerüstet. Das Kino existiert nicht mehr.
03.06.11   In Berlin Tegel treffen wir vor dem Abflug Laura Tonke, die in "JUST MARRIED" die Hauptrolle gespielt hat und die ich in der Zwischenzeit nur einmal gesehen habe. Und dann Corinna Harfouch, die ich vor zwanzig Jahren mal kennengelernt, aber dann nie wieder gesehen habe.


Und dann in Brindisi mieten wir ein Auto und fahren zu einem Haus, das Abrahams Haus hätte sein können. Aber wir waren enttäuscht und haben sofort angefangen, im Internet nach weiteren Häusern zu suchen.







Das Haus ist mit zahlreichen Schlüsseln und Toren gesichert. Wir fühlen uns wie in einem Gefängnis.

In Lecce finden wir ein gigantisches Einkaufszentrum, wo wir immerhin einen Card-Reader und auch Zwischenstecker für italienische Steckdosen kriegen. An beides hatte niemand von uns gedacht.

In diesem Supermarkt in Lecce versorgen wir uns mit den notwendigsten Dingen.

Als wir von Lecce in das Haus zurückkommen, ist es inzwischen Nacht. Wir müssen wieder alle Tore und Türen aufschließen. Dann gehen wir schlafen. Morgen früh um 7.30 Uhr fahren wir zum nächsten Haus, das vier Stunden Autofahrt entfernt ist.
04.06.11  
Obwohl ich erst um Mitternacht ins Bett gegangen bin, bin ich um 5 Uhr wach und erlebe, während die Mädchen noch schlafen, den Sonnenaufgang.

Wir verabschieden uns vom Hausbesitzer, der gute Miene zum bösen Spiel (wir wollten ja mehrere Tage hier bleiben) macht und uns zum Abschied eine 5-Literflasche Wein schenkt und fahren weiter. Bis kurz vor Bari fahre ich den Van, der leider nicht ganz leicht zu fahren ist.

Unterwegs, wir fahren nicht mehr auf der Autobahn, sondern die Küstenstraße entlang. Da sehen wir diesen Strand. Das sind noch keine Touristen, nur Einheimische.

Sehr viel später, ca. 1 Stunde vor unserem Ziel, trinken wir einen Espresso. Die Mädchen testen die Wassertemperatur des Meeres und können sich nur schwer davon losreißen. Nur ich will weiter, denn ich will endlich das zweite Haus sehen. Innerlich bereite ich mich darauf vor, als Drehort für Abrahams Haus vielleicht doch ein Haus in der Toscana zu nehmen.

Nach einigen Irrwegen, findet Reinhild jemand, der uns das Haus aus der Ferne zeigen kann. Es ist ein magischer Moment auf unserer Motivsuche.

Das Haus. Aus der Ferne heran gezoomt.

Der Weg dahin ist steinig und für meine kaputten Knie gar nicht lustig.







Meine Entscheidung ist gefallen. Das wird Abrahams Haus. Nachdem wir alles von unten und von oben und alle Räume - ich weiß nicht mehr, wieviele es sind - gesehen haben, sprechen wir mit dem Besitzer, der aus Wien kommt, und wir werden uns, da wir uns gegenseitig sympathisch finden, handelseinig. Ab dem 24. September können wir dort drehen. Jetzt geht es nur noch darum, dass wir in der Nähe eine Höhle finden und möglichst viele weitere Drehorte. Heute Nacht schlafen wir endlich in einem richtigen Hotel. Und vielleicht auch morgen, wenn wir eine Höhle finden.
05.06.11  


Gestern Abend. Auf dem Weg zum Abendessen.

Unser Hotel, das Pepito gehört und momentan unsere Basis-Station ist.

Auf dem Weg zur Höhle, zu der uns Pepito führt.





Der Höhleneingang.

Es ist eine Doppelhöhle. In der zweiten Höhle gibt es einen Lichtschacht nach oben. Pepito erklärt uns, dass sie seit Jahrhunderten als Räuber-Höhle existiert hat. In ihr haben Viehräuber gelebt. In einem Raum die Tiere. Im anderen die Menschen. Ich bin begeistert. Als ich ein kleiner Junge war, habe ich mit meinen Freunden im Wald eine Doppelstock-Höhle entdeckt. Seitdem liebe ich Höhlen.

Pepito will uns noch eine andere Höhle zeigen. Ich sage, dass ich mit dieser Höhle glücklch bin. Vom Höhlenausgang aus sehen wir einen Strand, der anders aussieht als die Strände in dieser Gegend. Wir fahren da hin.
Auf dem Weg entdecke ich einen Bahnhof. Peschici. Unsere Schauspieler können nach Rom, Neapel oder Mailand fliegen, und können dann in einen Zug steigen und wir können sie direkt an unserem Hauptdrehort abholen.

Wir versuchen, so viele Drehorte wie möglich in diese Gegend zu legen. Hier könnte der VW-Bus von Nike streiken und der Mönch als Retter auftauchen.
Bernadette Paasen fotografiert nonstop. Als wäre Fotografieren das Leben. Jeden Tag 2 Gigabyte. Ich bin gespannt, wie wir miteinander drehen. Ihr Blick auf die Welt gefällt mir.

Nicoletta Drossa. Sie hat kurz davor mit dem Besitzer dieses Strands geklärt, dass wir da drehen dürfen und benutzt jetzt sein Fernglas.

Am Abend essen wir bei Pepito am Strand. Das Essen ist wunderbar. Der Wein auch.

Es war ein unglaublicher Tag. Ich bin mir ganz sicher, die Götter und Göttinnen, die für das Filmemachen zuständig sind, sind auf unserer Seite - obwohl ich zu den einzelnen Motiven oft ziemlich humpeln muss. Übrigens hat es heute geregnet. Pepito sagt, dass es den Menschen Glück bringt, wenn er bei ihnen im Auto sitzt und es regnet. Sülbiye erzählt immer wieder vom deutschen Kaiser Friedrich II., der hier im Süden Italiens überall seine Spuren hinterlassen hat.

06.06.11  

Heute steht die Altstadt von Peschici auf dem Programm. Meine Mädchen haben sie schon in der Nacht erforscht, während ich gschlafen habe. Außerdem brauche ich dringend Flipflops und kurze Hosen.



Die Straßen sind eng und es gibt viele Stufen.

In diesem winzigen Restaurant könnte Nike ihren Tonmeister Lukas dazu verführen, doch auch ein Glas Wein zu trinken. Einmal ist keinmal. Aber Lukas ist Alkoholiker. Und Nike weiß noch nicht, was das bedeutet.

Schmuck gibt es hier überall zu kaufen. Innerhalb von 100 Meter haben wir drei Läden gesehen.

Zum Trocknen aufgehängte Wäsche.

In diesem Restaurant könnten Nike und Abraham sitzen.

Liebesschwur-Schlösser. Am nördlichsten Punkt der Halbinsel.

Sollte es regnen, können wir die Restaurantszene mit Nike und Abraham hier drinnen drehen. An Regen denkt in meinem Filmteam noch niemand.

Ein fremdes Filmteam in Peschici

Auf der Suche nach einem Bergdorf fahren wir nach Vico und hoffen, da vielleicht eine Kleinigkeit zu essen, aber erstens gibt es da so gut wie keine Restaurants und das einzige, das wir finden hat zu, obwohl die Tür offen steht. In einem winzigen Laden, der tatsächlich mittags offen ist, macht uns die Ladenbesitzerin Brot, belegt je nach Wunsch mit Wurst oder Käse. Von beidem gibt es selbstverständlich viele Sorten zur Auswahl. Die ganze Sache dauert also etwas länger. Wir verzehren unser reichhaltiges Mittagessen in einem Park. Ein Hund riecht die Wurst und bewacht uns dafür eine ganze Weile. Reinhild überlässt mir den Rest ihrer Cola. Es ist mit ziemlicher Sicherheit meine erste Cola seit 10 Jahren. Sülbiye findet, dass man das Ereignis fotografieren muss. Meine neue kurze Hose und meine neuen Flipflops sind nicht auf dem Bild.

07.06.11  

Heute ist unser letzter Tag hier in Peschici. Gestern Abend waren wir nochmal zum Sonnenuntergang und zum Abendessen in Abrahams Haus.







Wir fahren nach Vieste, um ein weiteres Hotel zu besichtigen, das Reinhild im Internet gefunden hat.

Reinhild schlägt vor, diesen Fiat Panda als Auto des Mönches zu nehmen. Mir gefällt das auch. Mit einem solchen Auto bin ich vor 25 Jahren kreuz und quer durch Lanzarote gefahren.

Die Terrasse des Hotels, das früher ein Kloster war.

Blick von der Terrasse.

Eine 1000 Jahre alte Tür.

Der Hotelbesitzer lädt uns zu einem Apperitivo ein. Sülbiye ist glücklich, denn die Nachkommen Friedrichs II kommen regelmäßig zu ihm ins Hotel. Jetzt verrate ich ein Geheimnis. Sülbiye plant, einen Film über diesen deutschen Kaiser zu machen.

Der Hotelbesitzer führt uns nach dem Apperitivo zur größten Disco in Vieste. Die hat nur im Juli und August auf und täglich bis zu 2.000 Gäste. Sie kommt leider für unsere Disco-Szene nicht in Frage.
Danach fahren wir nachhause, dh. nach Peschici…

…und besuchen die einzige Disco dort. Die ist ganzjährig in Betrieb, allerdings nur Samstags.

Ich sehe die Disco und sage sofort, dass ich hier meine Disco-Szene drehen will. Vorher hatte ich schon überlegt, die Szene in Berlin zu drehen. Jetzt nicht mehr.

Uralte Olivenbäume. Mein gefühltes Alter im Moment ist so ähnlich. Da diese Bäume immer noch Oliven tragen, kann ich nur hoffen, dass ich weiter in der Lage bin, Filme zu machen. "INS BLAUE" werde ich mit diesem Filmteam mit Sicherheit schaffen, aber ob es weitergehen kann, weiß ich nicht. Diese Motivsuche zeigt mir die Grenzen meiner körperlichen Möglichkeiten.

8.06.11   Gestern abend: Wir klären das Drehen der Disco-Szene mit dem Besitzer und verabschieden uns anschließend bei Pepito und seinen drei Söhnen bis September.





Unser Auto für die Motiv-Tour heißt übrigens Odysseus.
9.06.11  


Auf dem Weg nach Vasto finden wir in Peschici noch eine Stelle, an der Laura Anhalter spielen könnte. Das macht jetzt Nicoletta. Laura allerdings wird ölverschmiert sein. In dem Auto, das hält, sitzt ein Mönch…

Hier auf dem Parkplatz des Parkhotels in Vasto beginnt für mich eine Zeitreise. Vor genau 14 Jahren habe ich angefangen, hier "JUST MARRIED" zu drehen. Sülbiye Günar allerdings schwört, dass sie noch nie hier war. Sie war schon damals meine Regieassistentin. Die Hotelmanagerin allerdings sagt, dass sie mich wiedererkennt.

Die Hotelbar. Da haben wir jeden Morgen ein oder zwei Espressos getrunken. Sülbiye war dann immer beschäftigt, unser Negativmaterial per UPS an Geyer nach Berlin zu schicken - und dadurch total unansprechbar. Ich glaube, sie hat mich damals richtig gehasst. Ich werde ein bisschen unsicher und will durch den damals wunderschönen Garten zum Strand gehen, denn diesen Weg kenne ich ganz genau. Sülbiye schwört noch immer, dass wir in einem anderen Hotel gewohnt haben und macht sich auf den Weg, es zu finden.

Der Park. Direkt hinter dem Hotel. So schön wie damals ist er nicht mehr, denn in einer Parkhälfte wird ein neues Gebäude gebaut.

Hinter dem Park ist das Meer. Hier habe ich viele Stunden (in meiner Erinnerung) Petra Seeger Interviews gegeben, denn sie durfte ein Making-of für den WDR machen. Der ist seit einiger Zeit auf YouTube.

Der Strand hinter dem Hotel ist Gott sei Dank noch immer unverändert.

Ich teste das Wasser und bin rundum glücklich. Morgen früh werde ich zum ersten Mal im Meer schwimmen, denn so langsam entspanne ich auch mich.

De Terrasse ist inzwischen überdacht und modernisiert. Hier habe ich Herrn von Andreniyi, den Vorsitzenden der FFA-Förderung angerufen und erfahren, dass ich kein Geld gekriegt habe. Petra Seeger hat das Gespräch und meine Reaktion darauf aufgenommen.

Der Speisesaal des Hotels. Hier hält Abraham eine Ansprache. Das hat man mir gesagt.

In diesem Hotelgang geht Abraham von seinem Zimmer ein paar Schritte in Lauras Zimmer, um noch einmal mit ihr zu schlafen.

Wir versuchen, den Strand wiederzufinden, an dem Herbert Fritsch und Laura Tonke ihr Zelt aufgebaut haben, weil ich auch da wieder drehen will. Hier ist er nicht, sondern nur eine Kläranlage.

Beim zweiten Versuch finden wir einen Strand, an dem wir drehen könnten. Immerhin ist er einsam. Aber nicht optimal. Weil steinig.

So sieht der Strand, an dem wir damals gedreht haben, jetzt aus. Ich muss mir was Neues ausdenken. Oder hoffen, dass im September dieser ganze Strandzirkus sich in Luft aufgelöst hat.

Danach fahren wir gut eine Stunde lang nach Castel Frentano, ein kleines Bergdorf, weil das im Drehbuch steht und wichtig ist für die Beziehung zwischen Nike und Lukas, und entdecken tatsächlich das, was wir suchen. Alte Häuser auf der Spitze eines Bergs. Und vor allem ohne Autoverkehr. Alle Viertelstunde läutet eine Kirchglocke. Lukas - im Film - müsste davon begeistert sein.

Das Dorf und im Hintergrund hohe Berge, die sogar noch immer schneebedeckt sind. Wir sind glücklich.

Zurück in Vasto versuchen wir, ein Restaurant zu finden. Allerdings ist das vor 19 Uhr unmöglich…

…wir nehmen, um die Zeit zu überbrücken, einen Aperitiv am Strand und sehen vor lauter leeren Liegestühlen und Sonnenschirmen kein Meer.

Nach dem Abendessen auf dem Weg zrück ins Parkhotel sehen wir das…

…und auch das.

9.06.11  

Der 7. Tag unserer Motivsuche verlief zum ersten Mal nicht wie geplant. Unter den Mädchen kamen Zweifel auf, ob unser ausgewähltes Hotel auch das richtige ist und die Vier beschlossen, sich zur Sicherheit weitere Hotels in Vasto anzuschauen. Dadurch und noch ein paar andere Kleinigkeiten verzögerte sich unsere Fahrt quer durch Italien um einige Stunden.

Bei der Fahrt bin ich glücklicherweise eingeschlafen. Als ich wieder aufgewacht bin, frage ich Nicoletta: Weißt du, wann der Vesuv zu macht?

Von der Autobahn aus sehen wir diesen Berg. Ich sage, dass das der Veruv ist. Ich bin schon unzählige Male auf meinen Autofahrten nach Kalabrien daran vorbeigefahren, war aber noch nie oben. Er erinnert mich stark an Ureparapara und ich habe heute zum ersten Mal ein Glücksgefühl.

Unterwegs im Auto sehen die Mädchen diesen brennenden Baum. Ich nicht, denn ich schaue auf den Vesuv.

Auf dem kurvenreichen Weg entdecken wir diesen Kopf.

Als wir endlich oben angekommen sind, ist es 17 Uhr. Der Mann mit dem WalkieTalkie links im Bild, sagt uns, der Weg zum Vesuv ist geschlossen. Wir gucken ein bisschen verdattert, aber es bleibt uns keine Wahl, als morgen nocheinmal dahin zu fahren. Die Szene, die ich da drehen will ist zu wichtig und zu komplex, um sie einfach zu streichen. Immerhin kriegen wir wichtige Informationen. Wenn wir eine Drehgenehmigung haben, brauchen wir ein Auto mir Vierradantrieb, um hinaufzufahren. Im Hintergrund steht ein Panda, der hat Vierradantrieb. Als wir wieder zurück in Pompei sind, ist es Zeit zum Abendessen. Unser Hotel empfiehlt uns eine Trattoria, die sehr gut und auch preiswert sein soll.

Auf dem Weg dahin sehe ich dieses junge Liebespaar und bitte Bernadette, ein Foto von ihnen zu machen.

Beim Abendessen in der Trattoria

Nicoletta und Sülbiye planen am Computer des Kellners die Wege und Fahrzeiten des morgigen Tags.

10.06.11   Unser vorletzter Motivsuchtag beginnt in aller Frühe an der Ausgrabungsstätte in Pompei.

Ich freue mich am Ticket-Schalter, weil ich als Rentner nichts bezahlen muss.

Im Amphitheater. Wir sind noch ganz allein…

…und gehen durch die leeren zweitausend Jahre alten Straßen und Gemäuer.

Ich zeige Nicoletta, wie ich die Szene drehen will.

Ein Mann, der sein Gesicht vor dem Ascheregen zu verbergen sucht.

Durch dieses Tor und auf diesen Steinen möchte ich, dass unsere Touristenmädchen kommen.

Danach fahren wir zum Versuv. Inmitten von tausenden Touristen.
Ein Blick in den Krater

Blumen am Kraterrand

Ich hoffe, dass im Herbst, auch noch Blumen blühen.



Hier will ich drehen…

…und versuche zu erklären wie.

Die Strecke, die jeder Tourist zu Fuß zurücklegen muss, darf ich wegen meiner Knie in einem Fiat Panda mit Vierradantrieb zurücklegen. Sowohl hin wie zurück. Nicoletta hat das für mich arrangiert. Danach fahren wir zur Vesuv-Verwaltung in eine andere Stadt zu einem Palast der Medici, in der bis vor kurzem ein Mafiaboss sein Hauptquartier hatte (jetzt sitzt er im Gefängnis) und erfahren, dass wir die Drehgenehmigung ohne Probleme kriegen können. Alles per Email. Ermutigt durch diesen Erfolg fahren wir zur Verwaltung der Ausgrabungen, hören dort leider, dass ein Drehtag zweitausend Euro kostet. Ich bin mir so gut wie sicher, dass Nicoletta das für uns noch etwas preisgünstiger gestalten kann. Es war ein unglaublicher Tag.
11.06.11   Ein letzter Espresso in Pompei am Abend vor unserer Abreise nach Rom.
Die gesamte Innenstadt soll für den Verkehr gesperrt sein. Das Forum Romanum mit den Auto zu erreichen unmöglich. Ich schlafe schlecht und suche im Internet nach genaueren Informationen.
Die Fahrt von Pompei nach Rom dauert zweieinhalb Stunden. Auch das Forum Romanum finden wir problemlos.

Bernadette Paasen am Forum Romanum







Ein Hochzeitspaar kurz nach dem Fotoshooting
12.06.11   Auf dem Bauernhof fühle ich mich heute als Gast von Gudrun Max und Karlheinz Oplustil. Gudrun kocht und ich freue mich schon auf die Flasche Rotwein, den wir heute Abend trinken werden.

Alle meine Polohemden von unserer Motivtour trocknen in der Sonne.



Meine Rosen blühen wie jedes Jahr, obwohl es ihnen im Frühjahr gar nicht gut zu gehen schien. Viele Triebe waren abgestorben.

Der Lavendel am Hauseingang.

So schön haben simple Stiefmütterchen bei mir noch nie geblüht. Das liegt an der Pflege durch Gudrun.
13.06.11  

Gegen Abend schwimme ich in meinem Teich. Das kühle Wasser tut meinen Knien gut.



Gudrun Max zeigt Karlheinz Oplustil, dass das kalte Wasser auch gewisse Schrumpfungsprozesse hervorruft.

Gudrun liebt Feuer. Also mache ich ein kleines Lagerfeuer. Beiden gefällt das Leben auf dem Bauernhof so gut, dass sie noch eine Woche länger bleiben.

15.06.11   Zum 50. Jahrestag des Oberhausener Manifests "Papas Kino ist tot" werde ich aufgefordert, einen Beitrag zu schreiben und entdecke in meinem Archiv die damals erschienenen Kritiken zu meinem ersten Kurzfilm "DIE VERSÖHNUNG":
1. "Ein paar sich als Avantgardisten fühlende junge Filmschöpfer vergaben Handzettel und führten mit großem Brimborium ihre keinesfalls bemerkenswerten Filme vor." Frauke Hanck in "Schleswig-Holsteinische Volkszeitung" 4. 3. 1965
2. "am Rande des Festivals sah man schließlich "Die Versöhnung", ein ganz vom Einfluss von Godard geprägter Erstlingsfilm, in dem (in Dialog wie Bild) Gutes neben Abgegucktem steht und vorläufig das Eklektische noch zu sehr hervortritt." Ulrich von Thüna in "Neue Züricher Zeitung" 12. 3. 65
3. "Mit hochgespannten Erwartungen, bittere Gesellschaftskritik erhoffend, fand sich ein Häufchen Unentwegter zu mitternächtlicher Stunde zu einer Sondervorführung zusammen. Zuerst kam der Film von Thome-Lemke-Zihlmann. Das war ein harter Brocken. So viel Dilettantismus in einem einzigen Film praktiziert zu haben, ist bemerkenswert." Werner Kließ in FILM, April 65
4. "Vertreter des nun offenbar jüngsten deutschen Films unterzeichneten ein Pamphlet, das die Zurückhaltung der deutschen Auswahlkommission gegenüber ihren Filmen in alle Ewigkeit verdammte. Hätten sie doch nie darauf bestanden, daß man ihnen das Auditorium für eine Sondervorführung freigab. Wenn sie die Manifestanten von 62, die "Papas Kino" für tot erklärten, auch als die Großväter betrachten und sich damit zu Vätern des neuesten deutschen Films aufschwingen - es reicht nicht einmal zum Austreten der Kinderschuhe. Soviel Ignoranz und Dilettantismus in Sprache und Bild, von allem anderen ganz zu schweigen! Die Blamage war vollkommen." Ernst Heinicke in Freie Presse, 27. 2. 65
5. "Ein Ärgernis stellte das Regie-Debüt Rudolf Thomes "Versöhnung" dar: ambitiöser Dilletantismus in Reinkultur. In Oberhausen gab er darüber hinaus einem in aufwendiger Protestaktion zusammenbebettelten Publikum durch eine Mitternachtsprojektion seines Streifens die Rechtfertigung, ihm jenes sarkastische "o si tacuisses…" zuzurufen (…) Thomes so aufwendig angebotenes Erstlingswerk entpuppte sich als biederes Puzzle-Spiel: Ein Schuß Sozialkritik, ein gerüttelt Maß Langeweile in der Ehe, etliche Kostproben pseudo-intellektueller Dialoge und ein Hauch dessen, was Thome unter Erotik versteht - der Rest sei Schweigen!" Klaus von Schwarze in Profil April-Juni 65
6. "Nicht einmal im Informationsprgramm, sondern in eine spontan angesetzten Nachtvorstellung sah man Thomes "Versöhnung", ein fait-divers, sichtlich unter Amateurfilmbedingungen hergestellt, aber sympathisch direkt und mit Filmverstand gemacht." Enno Patalas in Filmkritik Nr. 100, April 65

16.06.11

  Am Morgen mache ich meine Abrechnung der Ausgaben für unsere Motivsuche in Italien. Danach treffen Nicoletta Drossa und ich künftige Teammitglieder für "INS BLAUE". Zuerst…

…Robert Mleczko. Er wird unser Beleuchter.

Patricia Lewandowska wird unsere Kamera-Assistentin. Die Kamera-Abteilung ist jetzt komplett. Beide sind polnische Staatsbürger. Unser Team wird immer internationaler und sollte ein Vorbild für Arbeitgeber in Deutschland sein. Schon allein dafür, finde ich, haben wir einen Preis verdient.
18.06.11   In der FAZ erscheint ein Drehbericht zu einem neuen Film von Klaus Lemke (LINK). Da wird Klaus Lemke so beschrieben: "Zerschlissene Jeans, ein fleckiges T-Shirt, unter der weit nach unten gezogenen Schiebermütze liegen die Augen tief verschattet, sein Gang ist federnd, der Körper vital und gespannt." Auf das Letztere bin ich mit meinen kaputten Knien richtig neidisch.
19.06.11   Ich kann nur 1 Tag Urlaub auf dem Bauernhof machen, denn gestern sind meine Zähne zerbrochen und ich muss daher am Montag zu meiner Zahnärztin zur Reparatur

Alle wichtigen Pflanzen und Büsche sind perfekt gewässert. Dank Gudrun Max und Karlheinz Oplustil. In dem großen Paket von Kinowelt, das die beiden mir angekündigt hatten, waren leider nicht die neuen DVD's, wie ich vermutet hatte, sondern nur der Trailer von "ROT UND BLAU".

Die Feuerstelle im Garten und mein Teich sind fast komplett zugewachsen. Übrigens habe ich heute Nacht geträumt, dass ich für ein neues Drehbuch mit dem Titel "Der Teich" Geld bekommen habe. Ich hatte lange im Traum gegrübelt, was für ein Drehbuch damit wohl gemeint sein könnte, denn an ein Drehbuch mit diesem Titel konnte ich mich nicht erinnern. Kein Wunder, denn ich habe es nie geschrieben. Keine Ahnung, was dieser Traum bedeuten könnte. Vielleicht eine Vorwegnahme des Preises auf dem Filmfestival in Ludwigshafen? Im "Mannheimer Morgen" ist vor zwei Tagen eine Kritik zu "DAS ROTE ZIMMER" (LINK) erschienen, die mir eigentlich jede Preis-Hoffnung verbieten müsste. Denn meine Filme sind, wie der Kritiker schreibt, ganz anders.

So sieht der Himmel über dem Bauernhof aus. Das ist kein Urlaubshimmel. Ich kann nur beten, dass es im September/Oktober in Italien anders wird. Wenn nicht muss ich auch bei einem solchen Himmel drehen. Der Filmtitel hat gerade bei diesem Film viele Bedeutungen. Nahezu alles ist ungewiss.
20.06.11   Das Zelt aus "JUST MARRIED" wurde von Reinhild Blaschke zum Testen für "INS BLAUE" wiederaufgebaut. Es sind immerhin 14 Jahre vergangen. Vielleicht stellen wir es an der gleichen Stelle an Strand auf wie damals.

21.06.11   Gestern hat mich wie ein Blitzschlag Fieber überfallen. Mit 39,4 macht das Leben keinen Spaß. Heute ist das Fieber nicht mehr ganz so hoch.
22.06.11   Nicoletta und ich treffen zwei neue Teammitglieder, obwohl ich gestern Nacht dann sogar 39,8 Fieber hatte. Zuerst…

Kapar Lerch, vielleicht mein Regieassistent und dann…

Guido Oberkirch, unser Tonassistent. Das Gespräch mit beiden bringt mich wieder etwas auf die Beine.
23.06.11   In der Reihe "Edition Deutsche Filme" sollen vier weitere Filme von mir bei Zweitausendeins (LINK) erscheinen:
DAS MIKROSKOP
SUPERGIRL
SYSTEM OHNE SCHATTEN
BESCHREIBUNG EINER INSEL
Vor allem über "SUPERGIRL" und "BESCHREIBUNG EINER INSEL" freue ich mich. Von beiden existieren keine vernünftigen Filmkopien mehr.
Am Mittag treffen Nicoletta und ich…

…Julia Classen. Sie wird unsere Kostümbild-Assistentin.
Ein Wort zur Schnittsoftware Final Cut Pro, die jetzt X heißt. Ich werde mit ihr "INS BLAUE" nicht schneiden können, Sie liefert weder die notwendigen Dateien für das Sound Design, noch für die Mischung, noch für die definitive Postproduktion (früher Negativschnitt). Ich muss mich also mit der bisherigen Version zufrieden geben oder auf Premiere umsteigen. Auch im Film wird Nike in Szene 18 nicht mit dem neuen Programm schneiden. Selbst wenn Apple mir 1 Million Euro dafür zahlen würde (naja, dann würde ich nochmal darüber nachdenken).
24.06.11   Reise zum Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen. Mit dem Zug. Das dauert fünfeinhalb Stunden.





Ich treffe meinen Hauptdarsteller Peter Knaack, den ich seit der Viennale nicht mehr gesehen habe.

Der Festivaldirektor Michael Kötz stellt Peter Knaack und mich dem Publikum vor. Seyneb Saleh ist noch nicht da.

Das Publikum. Das Zelt fasst tausend Leute. Es ist fast voll. Während "DAS ROTE ZIMMER" läuft gebe ich ein Interview für "Die Rheinpfalz". Seyneb ist inzwschen da und gibt Autogramme.




Am Ende des Films stellt Michael Kötz und nocheinmal vor, denn jetzt ist auch Seyneb dabei. Danach ist das Publikumsgespräch in einem separaten Zelt. Ich habe die ganze Zeit nichts gegessen. Nur Wein getrunken.



Links und rechts von uns die beiden Moderatoren: Josef Schnelle und Rüdiger Suchsland.
26.06.11  


Seyneb Saleh lag den ganzen Nachmittag am Rheinstrand und hat aus Langeweile schöne Steine gesammelt.

Dann kommt auch endlich Katharina Lorenz aus Wien und wir sind komplett.



Wir werden um Mitternacht nochmal dem Publikum vorgestellt. Heute sind etwas weniger Zuschauer da als gestern Abend. Aber insgesamt, schätze ich, hat "DAS ROTE ZIMMER" ca. 2.500 Zuschauer hier gehabt.

Das hat Katharina Lorenz ins Gästebuch geschrieben. Ich wurde von Michael Kötz gedrängt, auch noch was dazu zu schreiben. Peter Knaack schlug mir vor, schreib doch, dass du die 50.000 Euro kriegen willst. Das habe ich dann schließlich getan. Der Festivaldirektor Michael Kötz, der die Juryentscheidung kannte, hüllte sich freilich in absolutes Schweigen. Ich tippe darauf, dass "Schlafkrankheit" den Preis gewinnt.

Das zweite Publikumsgespräch fand von 0.30 Uhr bis 1.30 Uhr statt. Eine Zeit zu der ich nur nicht schlafe, wenn ich beim Drehen einen Nachtdreh über mich ergehen lassen muss.

Ich bin inzwischen so todmüde, dass ich jeden Gedanken an die 50.000 Euro aufgegeben habe.

27.06.11   Das war auch gut so. Denn die 50.000 € habe ich nicht gekriegt.

Esther Zimmering. Sie saß in der Jury und gestern morgen vor dem Hotel. Ich habe sie gefragt, ob sie Lust hätte Nike zu spielen.

Mittagessen in einem Biergarten in Mannheim.

Seyneb am Rhein.

Ulrich Köhler, Regisseur von "Schlafkrankheit". Er hat die 50.000 €.

Sein Eintrag im Festival-Gästebuch.

Lange nach der Preisverleihung. Ganz links Frieder Schlaich, das zweite Jurymitglied. Das dritte Jurymitglied war wegen eines Todesfalls ausgefallen.
Heute dann die lange Fahrt nach Hause im Zug.



Die Mädchen diskutieren noch immer über "Schlafkrankheit"…

…und essen Kuchen.
28.06.11   Am Morgen lese ich mir alle zu "Schlafkrankheit" erschienenen Filmkritiken durch und verstehe allmählich, warum dieser Film den Preis bekommen hat. Er hat das, was meinen Filmen fehlt. Eine Aussage. Seine Bilder verweisen auf etwas. Es gibt etwas hinter den Bildern.
Danach treffen wir…

…Björn Krüger, ein möglicher Regieassistent mit viel Erfahrung.

Am Abend treffen wir Rike Oliveri, die perfekt italienisch spricht.

Nicoletta Drossa zeigt Rike Oliveri den vorläufigen Drehplan, über den ich mit ihr dann bei zwei Gläsern Wein noch lange spreche.
30.06.11   Endlich bin ich wieder auf meinem Bauernhof. Alle Kirschen sind weg. Nur die schwarzen Johannisbeeren sind da. Warum werden die von Vögeln nicht gefressen? Sie sind doch so gesund. Hat meine Mutter immer wieder mir gesagt.

Der Dorfteich ist fast leer und voller Grünalgen.

Wir machen Picknick im Garten, nachdem ich sämtliche Pflanzen vor dem Verdursten gerettet habe.

Am Morgen, wie immer, der Fischreiher. Der Himmel ist jetzt bewölkt. Dann fängt es an zu nieseln und hört nicht mehr auf. Ich nutze die feuchte Luft, um nochmal alle Pflanzen gründlich zu wässern.

Auch ich habe Wasser abgekriegt und mir nicht in die Hose gemacht.

Auf der Suche nach allem Möglichem entdecke ich in einer Holzkiste im Keller das. Es ist ein Sack mit Kartoffeln.
     
     

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